taz.meinland – Sommerfestival beim Dorf der Jugend

Wie geht Nazifrei? So lautete nur eine von vielen Fragen, die Ende Juni beim Dorf der Jugend auf dem Gelände der Alten Spitzenfabrik in Workshops zur Diskussion standen. Anlass dafür war das taz.meinland Sommerfestival, welches dieses Jahr erstmals in Grimma ausgetragen wurde. Dabei war der Ort nicht ohne Grund gewählt. Denn 2016 war Tobias Burdukat taz-Panter-Preis-Träger für sein Projekt „Dorf der Jugend“. Jan Feddersen von der taz eröffnete das Sommerfestival für eine offene Gesellschaft und führte auch aus, warum die Wahl auf Grimma gefallen ist.

Jan Feddersen, Journalist & Redakteur – taz

Die Leserinnen und Leser laden uns ein sich der Probleme anzunehmen, Publizistisch. Normalerweise sitzen wir ja im sicheren szeneastischen Kreuzberg und machen da unseren gewöhnlichen Scheiß. Um es mal so zu formulieren. Dieses Jahr haben wir gesagt, wir machen unser erstes taz Sommerfest in Grimma. Grimma ist eine tolle Stadt, dass haben wir jetzt kennengelernt und erstmal vielen Dank, dass wir hier sein dürfen.

Auch für das Dorf der Jugend war schnell klar: hier sind wir gern dabei!

Felix Wenzel, Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V.

Weil die taz für uns schon eine bekannte Zeitschrift ist und wir da recht stolz waren, dass wir da die Anfrage bekommen haben und uns gefreut haben ein so großes Fest hier ausrichten zu dürfen.

Dabei wollten alle gemeinsam vor Ort ihren Beitrag leisten und sorgten für die kulinarische Versorgung mit Getränken und veganem Essen im Container-Café direkt am Radweg als auch auf dem Areal des Fußballfeldes. Zudem wurde bei der Vorbereitung zu den Workshops unterstützt und es sind am Abend dann auch Grimmaer Bands auf der Bühne mit am Start. Das zeigt, wie stark dieses Thema hier gelebt wird. Das lobte auch Landrat Henry Graichen, der weitere Beispiele aufzeigte. So gibt es im Landkreis 8 Schulen mit dem Titel „Schulen ohne Rassismus, Schulen mit Courage“. Er glaubt, dass die Thematik auch damit zu tun hat:

Henry Graichen, Landrat – Landkreis Leipzig

Wie wird wissen, wie wird Bildung vermittelt und das auch ein Stück weit über das hinausgeht wo der Lehrplan, wo der Stundenplan, an den Schulen endet. Wenn Schüler bereit sind sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen. was Rassismus bedeutet, was Ausgrenzung bedeutet. Was aber auch aktive Auseinandersetzungen mit Demokratiebildung zu tun hat und das von den Schülern kommt: ‚Das müssen wir an unserer Schule thematisieren‘. Dann ist das eine sehr gute und aus meiner Sicht stolze Entwicklung.

Zudem wurden mit der lokalen Partnerschaft für Demokratie in den letzten 10 Jahren viele kleine Initiativen im Landkreis auf den Weg gebracht. Oberbürgermeister Matthias Berger nutzte die Gelegenheit, mal zurück zu blicken auf das ehemalige Jugendparlament der Stadt Grimma. Überlegungen, dieses wiederzubeleben, hat er jedoch verworfen.

Matthias Berger, Oberbürgermeister – Stadt Grimma

Dann sind wir der Meinung gewesen viel wichtiger ist, dass die Jugend vor Ort arbeiten kann, etwas tun kann. Da lief dann dieses Projekt dann über den Weg. Die Idee war erstens, dass hier etwas eigenes entsteht, zweitens vor den Toren der Stadt da gibt es dann keine Diskussionen, keine bösen Nachbarn und ich denke, dass muss sich langsam Entwickeln. Die Jugend muss ja bei Laune gehalten werden und dann hat das wirklich eine Chance. Ganz positiv ist natürlich auch, dass es eben die Gelegenheit war das Thema Immigration/Migration hier mit anzusiedeln. Insofern ist das eine ganz tolle Geschichte.

So geht das Dorf der Jugend hier mit gutem Beispiel voran und lädt alle herzlich ein, mal vorbei zu schauen und sich auf dem Areal mal einen eigenen Eindruck zu verschaffen.

Felix Wenzel, Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V.

Wir leben hier eine antirassistische Kultur und orientieren uns an humanistischen Werten. Das ist uns sehr wichtig, dass hier gerade in Sachsen zu leben. Ich denke, gerade weil auch über den Fahrradweg viele Leute vorbeikommen ist das immer eine gute Sache auch Gästen die gerade nicht so viel damit zu tun hatten, dass näher zubringen. Zum anderen, Tobias vorhin schon angesprochen, wollen wir auch zeigen, dass Jugendliche nicht nur am Nicolaiplatz rumhängen und Schaden verursachen sondern, dass wir auch selbst etwas Aufbauen können und etwas auf die Beine stellen können. Wenn man uns lässt.

So appellierte auch Burdukat an die Grimmaer – traut den Jugendlichen was zu und sagt auch mal danke. Denn nur gemeinsam ist dieses Projekt und sind Veranstaltungen wie diese möglich. Geplant ist auch schon länger eine Fahrradwerkstatt, doch dies verzögert sich leider noch etwas.

Felix Wenzel, Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V.

Die Räumlichkeiten dürfen leider immer noch nicht betreten werden, dass ist noch etwas schwierig, aber der Bauantrag ist jetzt auf dem Weg und wir hoffen, dass es dann auch von der Bauamtsseite recht schnell geht.

Selbiges gilt für die künftigen Veranstaltungsräume. Doch die Sicherheit steht hier an oberster Stelle und die muss gewährleistet sein. Zum Abschluss sprachen wir dann noch etwas Unschönes an, denn jüngst gab es Vandalismus auf dem Gelände.

Felix Wenzel, Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V.

Wir hatten vor kurzer Zeit hier einen Angriff wo jemand mit Beton unseren Briefkasten, unsere Blumenkübel und Schilder demoliert hat. Es ist natürlich sehr traurig, dass es hier Leute gibt die unsere Arbeit nicht wertschätzen und uns das vielleicht auch nicht ins Gesicht sagen können. Wir gehen gerne mit Kritik um und reden auch gerne mit Menschen, aber dass ist halt sehr traurig, dass dann solche Wege gefunden werden um uns anzugreifen. Dinge die in mühseliger Handarbeit aufgebaut wurden dann einfach kaputtzumachen ist wirklich traurig.

von Elke Thiele

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